BGM in der Hotellerie

Psychische Erkrankungen & deren Entstehung als Disziplin im Betrieblichen Gesundheitsmanagement

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von David Klinkhammer

Was ist Gesundheit? So omnipräsent der Begriff ist, so verschieden die Herangehensweise an seine Bedeutung. Jedes Individuum definiert Gesundheit unterschiedlich. Für den einen ist es das Freisein von jeglichen Schmerzen und Krankheitserregern, für den Anderen darüber hinaus noch die Optimierung der eigenen Leistungsfähigkeit. Ob bewusst oder unbewusst, jeder Mensch hat den Wunsch auf ein beschwerdefreies Leben bis ins hohe Alter.

Die WHO definiert Gesundheit als „einen Zustand vollständigen körperlichen, seelischen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur das Freisein von Krankheit oder Gebrechen“. Der Begriff wird also um eine soziale und seelische Komponente erweitert. Darüber hinaus geht es nicht ausschließlich darum Krankheiten fern zu halten, sondern sich mit der Frage auseinanderzusetzen, welche Ressourcen jemand aufbringen muss, um an einem gesunden Leben partizipieren zu können.

Diese Frage hat sich 1979 bereits der Soziologe Anton Antonovsky gestellt. Mit seinem salutogenetischen Modell bietet er einen Erklärungsansatz, warum verschiedene Organismen trotz gleicher Belastung unterschiedlich beansprucht werden. Ein zentraler Einflussfaktor in diesem Modell ist der Stress. Dessen Auslöser nennt man Stressoren. Unterschieden werden psychosoziale, physikalische und biochemische Stressoren.

Sowohl Lärmbelästigung, extreme Hitzeeinwirkung und Krankheitserreger, aber auch Arbeitsbelastungen, zwischenmenschliche Differenzen oder kritische Lebensereignisse (z.B. Tod des Ehepartners, Scheidung, Trennung, Heimat, Familienzuwachs) können körperliche und psychische Spannungszustände auslösen, welche der Körper versucht zu bewältigen. Entscheidend hierbei ist, ob wir diese Stressoren subjektiv als schädlich empfinden und wenn ja, welche Bewältigungsstrategien wir besitzen, dass aus akuten Spannungszuständen keine chronischen Krankheiten werden.

Permanenter Erfolgs- und Zeitdruck können bspw. zu Schlaflosigkeit, Verdauungsproblemen, Kopf- und Gliederschmerzen führen. Hinzu kommen verstärkende Faktoren, wie etwa die Sorge, die aus diesen körperlichen Leiden wächst, ernsthaft erkrankt zu sein bzw. die Einschränkungen, die hierdurch entstehen können. Tatsächlich sind es Krankheiten aus dem somatoformen Störungsbereich, die 12 % der Menschen betreffen. Hiervon zu unterscheiden sind affektive Störungen, welche sich symptomatisch als wechselnde depressive oder manische Gefühlslagen präsentieren.

Spezifische, negative Reaktionen weisen daraufhin, dass entweder die auslösenden Reize zu hoch sind und reduziert werden müssen oder das Individuum über keine adäquaten Bewältigungsstrategien zur auslösenden Stressreaktionen verfügt. Ohne an diesen Stellschrauben zu drehen, kommt es also zu einer permanenten psychischen und körperlichen Überforderung. Derartige Erkrankungen können ebenfalls durch stark traumatische Ereignisse, genetische Prädispositionen oder hormonelle Schwierigkeiten verursacht werden. Dann ist es natürlich schwierig, alleine durch die Änderung der Umweltanforderungen ein Ergebnis zu erzielen. Oftmals hilft dann nur noch eine medikamentöse Therapie.

Stress sollte jedoch grundsätzlich nicht verteufelt werden, denn so wirkt sich dieser auch positiv auf den Organismus aus. Jede sportliche Einheit geht bspw. mit einer Stressreaktion des Körpers einher und sollten wir unsere Trainings nicht nach dem Prinzip bis zur Schmerzgrenze und noch weiter absolvieren, haben diese Stressoren letztlich eine positive Auswirkung auf Körper und Geist. Das Training könnte sich gar als eine Bewältigungsstrategie negativer Alltagsstressoren entpuppen.

Die Relevanz und Tragweite des negativen Stresses wird uns jedoch vor allem in unserer Arbeitswelt aufgezeigt. Bei einer Erhebung der Fehltage und Krankheitsfälle von Arbeitnehmern verzeichnet die DAK von 1997 bis 2019 einen Anstieg der AU-Tagen aufgrund psychischer Erkrankungen von 239 %. Während damals lediglich 76,7 Tage je 100 Versicherte anfielen sind es heutzutage 260,3 Tage je 100 Versicherte. Dabei überwiegen insbesondere o.g. neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen, sowie affektive Störungen.

Hier ist schnelle und nachhaltige Hilfe dringend erforderlich.

Jeder Mediziner vermag einem Laien erklären zu können, welche Krankheit er hat, was der Auslöser ist, wie die Therapie aussieht und wie man nach erfolgreicher Behandlung präventive Maßnahmen umsetzen kann, sodass die Krankheit nicht ein weiteres Mal auftritt. Bei psychischen Erkrankungen ist dies nicht ganz so einfach. Neben der Schwierigkeit einer eigentlichen Diagnose, ist ein wesentlicher Bestandteil der Therapie das Identifizieren der auslösenden Stressoren.

Als Disziplin des Betrieblichen Gesundheitsmanagements hat sich die Psychoedukation genau dies als Ziel gesetzt. Zum einen sollten Mitarbeiter über verschiedene psychische Erkrankungen und deren Entstehung aufgeklärt werden. Im nächsten Schritt gilt es dann, konkrete Maßnahmen umzusetzen. Störquellen müssen ausgemacht und beseitigt werden. Hierzu können bspw. die Optimierung von Betriebsabläufen, psychische Beratungsangebote, Teambuilding Maßnahmen oder Bewegungs- und Ernährungsangebote zählen.  

Fazit:

Gesundheit ist mehr als nur das Fernbleiben von Krankheiten. Vielmehr geht es darum, was den Menschen gesund hält. Alle Stressoren in unserer Umwelt, werden vom Menschen unterschiedlich stark wahrgenommen und so auch verarbeitet. Die körperliche Reaktion kann demnach auch unterschiedlich stark ausfallen. Stimmungs- und somatoforme Störungen können das Ergebnis stetiger negativer Stressoren sein. Ein Ansatz diese zu reduzieren, kann nur eine Modifikation schädlicher Umwelteinflüsse bzw. die Förderung körperlicher und geistiger Ressourcen sein. Wie die stetig steigenden AU Tage aufgrund von psychischen Erkrankungen zeigen, ist gerade in unserem Arbeitsumfeld Änderungsbedarf notwendig. Die Aufklärung über psychische Erkrankungen -Psychoedukation- und deren Auslöser bietet einen wichtigen Ansatz in der betrieblichen Gesundheitsförderung. 

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