Gemeinsam zum Erfolg: Effektives Teamcoaching für leistungsstarke Teams
von Merle Losem, 12/23, Lesezeit: 7 Minuten
Effektive Teamführung ist entscheidend für den langfristigen Erfolg von Unternehmen und Organisationen. Was so einfach und naheliegend klingt, ist jedoch in der Realität immer wieder eine echte „Challenge“ für Führungskräfte, denn sie stehen aktuell vor vielfältigen Herausforderungen: Wirtschaftsdruck, unsichere Marktlagen, veränderte Mitarbeitererwartungen, Fachkräftemangel und dünne Personaldecken bei steigenden Kundenerwartungen.
Doch die Führungskraft ist nicht der alleinige Hebel für den Erfolg. Wirksame Teamarbeit, zufriedene, loyale Mitarbeitende und gemeinsame Ziele sind ebenso bedeutsame Faktoren, um diesen Herausforderungen zu begegnen. Teamcoaching ist ein sehr hilfreiches Tool, das dabei helfen kann, die gesetzten Ziele zu erreichen und das Team von innen heraus zu stärken.
Denn ob ein Team erfolgreich ist, hängt weniger von der Führungskraft oder den Kompetenzen der einzelnen Teammitglieder ab, sondern vielmehr davon, ob das Team ein einheitliches Ziel hat, sich als Einheit versteht, gut und gern zusammenarbeitet. Ohne diese Voraussetzung wird Teamarbeit als dysfunktional und anstrengend erlebt und wirkt – im schlimmsten Fall – auf alle Beteiligten demotivierend. Denn es gilt der Spruch: „Ein Team ohne gemeinsames Ziel ist eine Gruppe von Menschen“.
Teamcoaching geht über Teambuilding hinaus
Ein Ausgangspunkt wirkungsvoller, harmonischer und „guter“ Teamarbeit ist das klassische Teambuilding. Aber Teambuilding allein ist kein „Allheilmittel“. Es braucht kontinuierliche Arbeit am Miteinander, festgeschriebene Rituale und nachhaltige Impulse, um den Prozess des Teambuildings lebendig zu halten und damit die Teamentwicklung dauerhaft zu fördern. So gelingt Teamarbeit, die nicht nur zielgerichtet ist, sondern allen Beteiligten auch Spaß macht.
Teamcoaching geht über das Teambuilding hinaus und hat sich in der Praxis als extrem hilfreich erwiesen. Es ist ein dynamischer Prozess und dient der Steigerung der Teamleistung. Während des Coachings begleitet in der Regel ein (externer oder interner) Coach das Team, um dessen Effektivität und Zusammenarbeit zu verbessern. Vor allem für junge Führungskräfte, die ihr Team weiterentwickeln möchten, kann das Wissen um den Ablauf und die Wirkung von Teamcoachings besonders hilfreich sein.
Ziele des Teamcoachings
Teamcoaching konzentriert sich auf die Stärkung der Teamdynamik und schafft im Idealfall ein Umfeld, in dem jedes Teammitglied sein volles Potenzial entfalten kann, um eine Einheit zu schaffen, die gemeinsam wachsen und sich entwickeln kann. Dafür ist es hilfreich einander zu kennen und sich „zu verstehen“. Zu wissen wie man selbst „tickt“ und wie die anderen Teammitglieder „ticken“ –ist ein ganz zentraler Punkt für gutes und im Idealfall vertrauensvolles Miteinander in Teams!
Die Bedeutung von Persönlichkeitsprofilen im Teamcoaching
Persönlichkeitsprofile sind heute ein wichtiger Baustein im Teamcoaching. Es gibt ein breites Angebot an Instrumenten wie z.B. den Myers-Briggs Typenindikator (MBTI), das DISG-Modell (Selbsteinschätzung anhand von Fragebögen) oder das EPP-Modell (Emotional Performance Profile).
Die Profile geben Einblicke in die Motive, Werte, individuellen Arbeitsstile und Verhaltensweisen der Teammitglieder. Diese Erkenntnisse sind eine große Hilfe für die Teamarbeit und unerlässlich, um effektive Strategien des Miteinanders zu entwickeln und ein einvernehmliches und gutes Verständnis für die teaminternen Abläufe und die Art der Zusammenarbeit innerhalb eines Teams zu erlangen.
Wie profitieren Teams von einem Teamcoaching?
Teams profitieren auf verschiedenen Ebenen von einem Teamcoaching. Wir haben hier einige der – unserer Auffassung nach wichtigsten – Schlüsselvorteile zusammengetragen:
- Verbesserte Kommunikation:
Teamcoaching fördert eine offene und effektive Kommunikationskultur innerhalb des Teams. Es hilft Teammitgliedern z.B. enorm, die eigenen Motive kennenzulernen, verschiedene Kommunikationsstile zu verstehen und die eigene Kommunikation in bestimmten Situationen anzupassen, um Missverständnisse zu reduzieren und effizienter zu interagieren. - Stärkung des Teamgeistes:
Durch gemeinsame Aktivitäten und Übungen im Teamcoaching entwickeln die Teammitglieder ein stärkeres Gemeinschaftsgefühl. Dies fördert Zusammenhalt und Zugehörigkeit, was wiederum die Teamleistung verbessert. - Konfliktlösung:
Teams lernen, Konflikte konstruktiv anzugehen und zu lösen. Teamcoaching bietet Werkzeuge und Techniken, um Meinungsverschiedenheiten zu erkennen, zu verstehen und effektiv zu managen, ohne die Teamdynamik zu stören. - Klare Zielsetzung und Ausrichtung:
Durch Coaching können Teams ihre Ziele klarer definieren und gemeinsame Strategien entwickeln, um diese Ziele zu erreichen. Dies schafft einen gemeinsamen Fokus und eine Richtung, die das ganze Team eint und motiviert. - Erkennung und Nutzung der Stärken jedes Einzelnen:
Teamcoaching hilft dabei, die individuellen Stärken und Schwächen der Teammitglieder zu erkennen. Teams lernen, wie sie diese Stärken am besten einsetzen können, um die Teamleistung zu maximieren. - Förderung von Selbstreflexion und persönlicher Entwicklung:
Teammitglieder werden ermutigt, über ihre Rolle im Team und ihre persönlichen Beiträge nachzudenken. Dies fördert persönliches Wachstum und die Entwicklung von Schlüsselkompetenzen. - Steigerung der Produktivität und Effizienz:
Durch verbesserte Kommunikation, klar definierte Ziele und eine starke Teamdynamik können Teams ihre Produktivität und Effizienz steigern. - Anpassungsfähigkeit und Flexibilität:
Teams lernen, flexibler auf Veränderungen zu reagieren und sich an neue Situationen anzupassen. Dies ist besonders in schnelllebigen oder sich ständig ändernden Arbeitsumgebungen wichtig. - Erhöhte Arbeitszufriedenheit:
Ein effektives Teamcoaching kann die allgemeine Zufriedenheit der Teammitglieder verbessern. Zufriedenere Mitarbeiter neigen dazu, engagierter und motivierter zu sein. - Langfristiger Erfolg und Nachhaltigkeit:
Schließlich trägt Teamcoaching zu langfristigem Erfolg und Nachhaltigkeit bei, indem es ein starkes Fundament für kontinuierliche Verbesserung und effektive Teamarbeit schafft.
Zusammengefasst kann Teamcoaching sehr hilfreich dabei sein, ein Team zu „transformieren“, die Teamleistungen zu steigern und ein Umfeld zu schaffen, in dem sich jedes Teammitglied wertgeschätzt fühlt und optimal zur Erreichung gemeinsamer Ziele beitragen kann.
Welche Methoden und Tools kommen im Teamcoaching zum Einsatz?
Es gibt eine riesige Bandbreite an Möglichkeiten. Entscheidend für die Auswahl der Methoden ist die Aufgabenstellung. Aber auch die Zusammensetzung und die Vorkenntnisse des Teams haben Einfluss auf die Auswahl der Tools und Methoden. Hier ein kleiner Überblick:
- Rollenspiele und Simulationen:
Diese helfen Teams, komplexe Herausforderungen in einer kontrollierten Umgebung zu bearbeiten und ihre Problemlösungsfähigkeiten zu verbessern. - Feedback-Sessions:
Regelmäßiges, konstruktives Feedback fördert eine offene Kommunikationskultur und hilft, Missverständnisse zu klären und Konflikte zu lösen. - Workshops zur Zielsetzung:
Diese Sitzungen sind entscheidend für die Definition und Erreichung gemeinsamer Ziele und die Entwicklung von Strategien. - Stärkenbasierte Ansätze:
Sie konzentrieren sich auf die einzigartigen Stärken jedes Teammitglieds, um die Gesamtleistung des Teams zu steigern.
Erweiterte Methoden und ihre Anwendung im Teamcoaching
Neben den klassischen Ansätzen gibt es eine Reihe weiterer Methoden, die im Teamcoaching angewendet werden können:
- Systemische Coaching-Techniken:
Diese Techniken betrachten das Team als Teil eines größeren Systems und erforschen, wie externe und interne Faktoren die Teamdynamik beeinflussen. - Kreativitätstechniken:
Methoden wie Brainstorming, Mind-Mapping oder Design Thinking fördern die Innovationskraft und Kreativität des Teams. - Emotionale Intelligenz-Trainings:
Sie helfen Teammitgliedern, ihre eigenen Emotionen und die ihrer Kollegen besser zu verstehen und zu managen, was zu einer verbesserten Zusammenarbeit führt.
Phasen des Teamcoachings
- Vorüberlegungen und Vorbereitung:
Einschätzung des Status Quo und Festlegung spezifischer Ziele. Hier stellen sich u.a. folgende Fragen: - Was läuft richtig gut, wo gibt es Optimierungspotential?
- Wo drückt der „Team-Schuh“?
- Was wünschen sich die Teammitglieder?
- Wer soll den Workshop leiten?
- Welches Setting?
- Welches Budget steht zur Verfügung?
- Entwicklung und Anwendung:
Erstellung des groben Workshop-Konzepts sowie erste Auswahl und Anwendung der Methoden und Übungen. - Transfer:
Integration des Gelernten in die tägliche Arbeit. - Bewertung und Anpassung:
Hat der Workshop Dinge verändert, die Zusammenarbeit verbessert? Fortlaufende Bewertungen zur Messung des Fortschritts und Anpassung der Strategien.
Planung eines Coachings
Hier sind einige Schritte und Ideen, die Dir bei der Planung eines Teamcoachings helfen können:
- Konkrete Ziele des Workshops festlegen:
Z.B. die Verbesserung der Teamkommunikation, die Lösung spezifischer Probleme, die Förderung von Kreativität oder die Stärkung des Teamgeistes. - Teilnehmerkreis bestimmen:
Das können alle Teammitglieder sein oder nur bestimmte Gruppen, je nach Zielsetzung des Workshops. - Format und Dauer festlegen:
Bestimme, wie lange der Workshop dauern soll und ob er physisch, virtuell oder hybrid stattfindet. - Agenda planen:
Strukturiere den Workshop mit einer ausgewogenen Mischung aus informativen Sitzungen, Gruppenaktivitäten, Diskussionen, interaktiven Sessions (Rollenspiele, Brainstorming-Sessions, etc.) und Pausen. - Materialien und Ressourcen vorbereiten:
Stelle sicher, dass alle notwendigen Materialien wie Flipcharts, Stifte, technische Ausrüstung etc. verfügbar sind.
Prüfe bei virtuellen Workshops im Voraus die Technik und stelle sicher, dass alle Teilnehmer Zugang zu den benötigten Plattformen und Tools haben. - Feedback-Methoden integrieren:
Plane Zeit ein, um Feedback zu sammeln, sei es durch direkte Diskussionen, Feedback-Formulare oder digitale Tools. - Follow-up nach dem Workshop:
Organisiere ein Follow-up, um die im Workshop entwickelten Ideen und Pläne umzusetzen und um zu überprüfen, ob die Ziele erreicht wurden. - Externe Unterstützung:
Überlege, ob Du einen professionellen Moderator oder Coach einbinden möchtest, um den Workshop zu leiten und die Teilnahme zu fördern. - Flexible Planung:
Sei bereit, die Agenda anzupassen, falls Diskussionen mehr Zeit beanspruchen als geplant oder wenn unvorhergesehene Themen aufkommen.
Digitales Teamcoaching
Mit dem digitalen Boost der letzten fünf Jahre hat sich auch die Teamarbeit in vielen Unternehmen grundlegend verändert. Neue Kommunikations-Tools und digitale Zusammenarbeit via MS-Teams, Zoom, Slack und Co, digitale Prozesse und Arbeitsweisen haben sich weitgehend etabliert. Was vielerorts immer noch unterschätzt wird: Die Herausforderungen der Zusammenarbeit hybrid- bzw. komplett remote-arbeitender Teams. Hier sind besondere Ansätze des Teamcoachings gefragt.
Teamcoaching kann hybrid-arbeitenden Teams und ihren Mitgliedern dabei helfen, ihren eigenen Rhythmus, neue Spielregeln und Abläufe zu finden. Besonders in hybriden Teams, die teils im Büro, teils komplett remote arbeiten, ist dies immer häufiger eine komplexe Herausforderung.
Ein effektives Teamcoaching sollte in diesem Kontext im gleichen (hybriden) Format durchgeführt werden, in dem das Team aktuell arbeitet. So können die Teammitglieder die Erfahrungen und Erkenntnisse unmittelbar in ihre gewohnte Arbeitsumgebung integrieren.
Wie bereitest Du ein hybrides Teamcoaching vor?
Der Ablauf unterscheidet sich von der Struktur her nicht vom analogen Workshop. Ein paar Besonderheiten solltest Du aber beachten:
- Doppelte Moderation:
Um gleichzeitig online und offline Inhalte zu managen und die Technik zu überwachen, ist eine Doppelmoderation zu empfehlen. - Technische Ausstattung:
Mindestens zwei Bildschirme sind nötig – einer für Präsentationen und ein weiterer, um die online Teilnehmenden im Blick zu haben. - Persönliche Geräte:
Idealerweise verfügen alle anwesenden Teilnehmer über Laptops, um online Kollegen in Gruppenarbeiten einzubinden. - Strukturierte Agenda:
Eine klare Agenda stellt sicher, dass niemand benachteiligt wird. Alle Ergebnisse werden sorgfältig dokumentiert. - Gemeinsame Pausen:
On- und Offline-Mitglieder sollten Pausen gemeinsam verbringen, z.B. in einer virtuellen Kaffeepause.
Regeln für hybride Meetings
- Kameras sind möglichst immer eingeschaltet.
- Mikrofone werden nur bei Bedarf aktiviert.
- Der Chat wird moderiert.
- Es gibt technischen Support.
- Interaktionstools wie breakout-Rooms werden regelmäßig eingesetzt.
- Nach dem Teamcoaching erfolgt eine ausführliche Dokumentation und Nachbereitung.
Mögliche Fragestellung für ein hybrides Teamcoaching
Vor dem Teamcoaching reflektieren alle Teilnehmenden ihre Bedürfnisse in Bezug auf Nähe und Distanz sowie Vertrauen und Kontrolle. Dazu gehören Fragen wie:
- Wie baue ich persönliche Beziehungen auf?
- Wie viel weiß ich über die persönlichen Lebensumstände meiner Kollegen?
- Was könnte ich tun, um unsere Beziehungen zu vertiefen?
- Wie gehe ich mit dem Thema Kontrolle um?
- Was sind die Grenzen meines Vertrauens?
Der Ablauf: Ankommen, Einchecken und Weiterarbeiten
- Ankommen:
Nach dem technischen Check startet das Coaching. Alle werden begrüßt und die Moderatoren erklären die Rollen und Besonderheiten des hybriden Settings. - Einchecken:
Ein schnelles Einchecken hilft jedem, sich einzubringen und das Energielevel einzuschätzen. - Kleingruppenarbeit:
In hybriden Gruppen werden individuelle Bedürfnisse und Erwartungen diskutiert.
Das Ziel eines solchen Teamcoachings: Das Hauptziel ist die Synchronisation der verschiedenen Bedürfnisse im Team, um eine effektive hybride Zusammenarbeit zu ermöglichen. Aus den Diskussionen und Erkenntnissen werden konkrete Schritte für die weitere Zusammenarbeit abgeleitet.
Teamcoaching als essenzielles Instrument für moderne Führungskräfte
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Teamcoaching nicht nur die Teamleistung fördert, sondern auch die Beziehungen und das gegenseitige Verständnis. Durch die Anwendung diverser Teamcoaching-Methoden und -Tools können Führungskräfte ein motivierendes Umfeld schaffen, in dem jedes Teammitglied wachsen und sich entwickeln kann. Dies führt zu einem stärkeren, effizienteren und zufriedeneren Team.
Wenn Du tiefer in das Thema Coaching und Teamcoaching einsteigen möchtest, als Führungskraft Coachingmethoden anwenden möchtest oder Dir eine berufliche Zukunft als Coach aufbauen möchtest, dann empfehlen wir Dir unsere Weiterbildung zum Systemischen Coach.
Über Merle Losem
Merle Losem, M.A., ist Geschäftsführerin der Deutschen Hotelakademie, Vorsitzende im Arbeitskreis Pädagogik beim Bundesverband der Fernstudienanbieter und ausgebildete Coachin.